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Amsterdam by night

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Sagen wir mal in Anlehnung an Karl Valentin: Reisen ist schön, macht aber viel Arbeit.

Und ist gelegentlich ziemlich anstrengend.

Aufstehen um Viertel vor fünf, schnelles Frühstücken und noch schnelleres kurzes Aufräumen, schließlich wollen wir ja nicht, dass Marie Helène, die „maid“, uns in allzu schlechter Erinnerung behält.

Anderthalb Stunden über gnädig leere Straßen bis zum Flughafen. Unsere Mietwagenfirma schläft noch, der Kollege der Konkurrenz nimmt achselzuckend den Schlüssel entgegen, die kämen immer erst später.

Einschecken geht auch noch problemlos über die Bühne, aber das ist dann auch das letzte, was klappt an diesem Tag. Gut, der Flieger straft die eigene Online-Check-in-Seite Lügen, die uns vorgegaukelt hat, es wären nur noch ein paar Sitze – und die nicht zusammen – frei. Der ganze hintere Teil des Mittelfeldes ist leer. Fensterplätze, Viererreihen – alles noch zu haben. Wir flanieren unauffällig in diese Richtung, der Steward grinst, hebt die Hand, lauscht. „Boarding complete“ kommt von vorne, er nickt und es erinnert an den berühmten Konzertsaal-Sketch von Loriot. Von überall strömen die Platzwechsler heran und sichern sich bessere Sitze. Die sie dann erst einmal ausführlich auf dem Flugfeld genießen können. Beim Tanken habe es einen kleinen Unfall gegeben, Treibstoff sei ausgetreten, die Feuerwehr kümmere sich darum. Wir warten eine halbe Stunde, begleitet von Hinweisen, dass Rauchen und offenes Feuer ja sowieso an Bord verboten, im Augenblick aber noch viel „verbotenerer“ seien. Irgendwann fährt die Feuerwehr und der Bordingenieur kommt, weil jetzt etwas mit der Bordelektronik nicht stimmt. Letztendlich werden wir nach einer Stunde gebeten, doch bitte auszusteigen und ins Terminal zurückzukehren. Im allgemeinen Gebrummel und Geschimpfe höre ich hinter mir ein lapidares: „Besser sie merken das jetzt als über dem Ozean!“ Auch wieder wahr…

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Mit zwei Stunden Verspätung heben wir dann endlich ab. Wir machen uns noch nicht all zu viele Gedanken, der Flieger wird sicher eine Stunde wieder aufholen, da bleiben 40 Minuten zum Umsteigen, das sollte klappen.

Tatsächlich erhalten wir – und viele andere –  auf unsere Fragen die beruhigende Antwort, dass das Bodenpersonal informiert sei und sich um eine Lösung für die Passagiere mit Anschlussflügen kümmere.

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Wir kommen um 20:00 an, stehen in den Startlöchern, vierzig Minuten, das kennen wir, das können wir. In Wien, aus Armenien kommend, war es noch enger. Im Gang stand da jemand von Austrian Airlines mit einem Schild „Geneva“ und der Liste aller Passagiere nach Genf und schleuste uns über Priority lanes durch Pass- und Sicherheitskontrollen. Das einzig Beunruhigende war auf unsere Klappt-das-noch-Frage die Antwort: „Das geht sich aus!“ Keine Ahnung, ob das nun positiv oder negativ gemeint war, jedenfalls haben wir den Flieger bekommen.

In Amsterdam betreten wir die Gangway und das Chaos bricht los. Eine – eine einzige! – Air Mauritius-Mitarbeiterin steht dort und sagt ganz leise, dass alle Anschlussflüge umgebucht, alle Passagiere in Hotels gebucht seien und morgen früh weiterfliegen können. Wir sind perplex, zeigen unser Ticket, versichern, dass wir das schaffen. sie zuckt mit den Schultern, meint, selbst wenn wir es versuchen, unsere Plätze seien storniert, unsere Tickets für den 20:55-Flug ungültig. Langsam steigt der Geräuschpegel. Sie murmelt, dass die Passagiere mit Ziel Amsterdam doch bitte weitergehen sollten, nur die Transit-Passagiere sollten bleiben. Unser Großer, mit seinen 2,05 m so etwas wie der Fels in der Brandung, gibt das dann etwas lauter weiter.

Wir  bekommen die Gelegenheit, mit unseren Mitpassagieren richtig nette Beziehungen aufzubauen. Erst in der Gangway, wo uns klar wird, dass, ob Hamburg, Berlin, Genf, Lyon oder Marseille, wir jetzt alle nicht dahin fliegen werden, wo wir hin wollen. Danach am Gepäckband, wo wir unser eigentlich durchgechecktes Gepäck auf Trolleys hieven. (Unser Jüngster nimmt seinen Rucksack vom Gepäckband, verzichtet auf Genf und versucht seine  norddeutsche Uni-Stadt per Zug zu erreichen. Um sechs Uhr morgens kommt per Threema: Ich und Handy bei 1%, aber zuhause!) Dann an der Haltestelle des Hoteltransfers, wo Steigenberger für ein paar Hundert gestrandeter Passagiere einen 30-Sitzer schickt. Im Halbstundentakt. Für Mensch und Gepäck. Wir rechnen uns anhand der Hundertschaft vor uns aus, dass wir wohl noch anderthalb Stunden hier herumstehen müssten und entscheiden uns – bei völlig überlaufenem Taxistand – für den ÖPNV. Der fast leere Bus fährt durch die nächtlichen Außenbezirke Amsterdams und bringt uns zum Knotenpunkt Oost, genau gegenüber vom Hotel. So kommen wir zu ein bisschen Amsterdam by night, wenn auch sicherlich nicht das, was Touristen sonst so erwarten. Im Hotel treffen wir dann die „motley crew“ von Gangway und Busstand wieder. Es vergeht einige Zeit, bis die Dame an der Rezeption den Franzosen vor uns klar gemacht hat, dass „early breakfast from 4:00 on“ nicht heißt, dass sie für ihr 6:00-Shuttle um 4 Uhr frühstücken müssen. Irgendwann haben wir unsere Schlüsselkarte und den Gutschein zum „Stranded Dinner Buffet“. Das ist keine weitere Folge von „Lost“, sondern ein letzter Versuch von Air Mauritius, die gestrandeten Passagiere bei Laune zu halten.

Im Speisesaal treffen wir uns wieder. Die Familie mit den zwei kleinen Söhnen, die stolz erzählen, dass sie im Flugzeug und im Bus „gespuckt“ hätten. Der Mann, der auf den Versuch seiner Frau: „Schau mal, Schatz, dann können wir in Amsterdam übernachten!“ mit Verzweiflung antwortet: „Aber ich will hier gar nicht sein!“ Die Schwangere, die wir an der Air-Mauritus-Frau vorbeijoggen sahen und die uns nun erzählt, dass sie – zwei Minuten vor Abflug – durch die Flugzeugtür hechtete, nur um wieder auszusteigen, weil ihr Mann das ganz offensichtlich nicht geschafft hat.

We few, we happy few, we band of brothers…

And sisters, of course!

Cap pas si malheureux

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Letzte Tage haben bei uns zwei Tendenzen: entweder faul am Strand/Pool liegen oder noch mal so viel wie möglich zu sehen.

Zum Glück sind wir ja viele, da können wir uns das aufteilen.

„Die Top-Strände im Norden“ machen wir noch zusammen. Cap malheureux: Bilderbuch-Mauritius in Türkisblau. Cap malheureux, deshalb, weil ein Zyklon vor langer Zeit alle Häuser des kleinen Ortes in Meer hinaus riss. Erzählt der Händler mir. Monsieur dagegen erhält die (Reiseführer-) Version der gegen die Engländer verlorenen Schlacht. Wie auch immer, der Händler schafft es mir zwei Ketten zu verkaufen – Reine Handarbeit! Alles Naturmaterialien! Aber ja doch! – , ich schaffe es, ihm um 30 % von seinem „pour vous, madame, moitie prix!“ herunter zu handeln. Am Ende sind wir beide – „pas si malheureux“ – zufrieden mit dem Ergebnis.

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Ein paar Strände weiter bekundet die Mehrheit der Familie die Tendenz zur Faulheit und wird zum eigenen Haus und Strand zurück gebracht.

Monsieur dagegen lässt sich von seiner Tochter beschwatzen. Unter dem Vorwand: „Du liebst doch Blumen“, überredet sie ihn zur Fahrt nach Pamplemousse, dem berühmten botanischen Garten und zum Château d’Irgendwas aus dem 19. Jahrhundert.  Da weder Kolonialherrlichkeit noch 19. Jahrhundert so ganz mein Ding sind, klinke ich mich aus, versäume dadurch auch den Garten mit der anzüglichen Pflanze. Den lateinischen Namen finde ich sehr anschaulich, die Franzosen wissen wohl auch, an was sie das erinnert. Nur die Engländer denken sofort an – Erbsen. Na gut!

Nach dem Fledermausbaum sind Monsieur und Tochter dann ganz zerknirscht. Als ich die riesigen Fledermäuse eines Abends  an unserer Terrasse vorbeitaumeln sehe – fliegen ist nicht so ganz der passende Ausdruck -, erklärt meine Familie mich für ein bisschen blind. Das seien doch keine Fledermäuse, das seien Tauben oder andere Vögel, jedenfalls irgendetwas mit Federn. Ich bleibe bei Fledermaus, Flügelform, Flugmodus und so, trotz der ungläubigen Lästerer. Hach, schön, wenn man recht behält. Als kleine Genugtuung erhalte ich zumindest eine Art Entschuldigung, als die beiden zurück kommen.

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Verschärftes Kofferpacken ist angesagt, damit wir den Rest unseres letzten Tages unbeschwert genießen können.

Denn es geht zum Sundowner am Montchoisy Beach und danach zum Abschiedsessen an unserem letzten Tag in Mauritius.

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Fast KwT

Ich habe keine Lust, noch einmal ein paar Stunden auf der Straße zu verbringen und entscheide mich für Pool, Strand und Liegestuhl.

Deshalb Monsieurs Fotos ohne Kommentar,  (fast) kein weiterer Text.

Auf dem Weg nach Le Morne

 

Die Salinen in (in, nicht im!) Yemen

 

Im Black River Nationalpark

 

Viel Spaß!

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Luxus? Was ist schon Luxus?

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Mir ist nicht ganz wohl beim späten Anflug auf Mauritius. Habe wir nun wirklich einen Mietwagen? Haben wir ein Ferienhaus? Klappt das mit dem Linksverkehr?

Mietwagen-Voucher-Übergabe klappt hervorragend, aber dann gibt es den ersten Sand im Getriebe. Der Mietwagen selbst ist nicht der reservierte VW-Bus, sondern ein Sechssitzer, Stil Familienkutsche. VW-Bus sei aus, gäbe es nicht. Nun gut, wir sind nur zu fünft, das sollte reichen, auch mit Gepäck. Der Van ist ziemlich verkratzt, aber, hey, sollten wir einen weiteren Kratzer hinzufügen, wird der sicherlich nicht auffallen.

Wir sprechen dem Vermieter des Ferienhauses eine Mitteilung auf die Mailbox, dass wir nun am Flughafen losfahren und stürzen uns in den Linksverkehr. Autobahn auf maurizisch heißt: alle paar Kilometer kommt ein Kreisel. Orientierung ist zunächst einfach: jedes Schild weist pauschal nach „The North“. Um Port Louis herum wird es etwas knubbelig mit dem Verkehr und auf den Straßen um unser Ziel herum richtig abenteuerlich. Aber irgendwann finden wir das Anwesen, der Pförtner öffnet das Tor, zeigt uns den Weg zum Haus, wir sind angekommen.

Aus dem Schatten an der Tür tritt der Vermieter und öffnet uns ein wirklich umwerfendes Haus: 360 Quadratmeter auf zwei Ebenen, riesiger Wohnraum, durch Stufen in Wohn- und Essbereich geteilt, Glasfront mit Blick auf Swimmingpool und Palmen, direkt dahinter die Mauer mit Tor zum Strand. Der „Master-Bedroom“ geht über die ganze Breite des Hauses, das anschließende Badezimmer fast so groß wie unser Schlafzimmer zuhause. Die anderen Zimmer sind deutlich kleiner, aber ein jedes mit eigenem Bad, manche mit freistehender Badewanne. Jedes hat ein eigenes Farbschema und genau die gleiche „Kunst“ an der Wand, nur halt einmal in gelb, in orange und in blau. Wir grinsen uns zu, ja, ganz nett!

Im Laufe der nächsten Tage sollen wir feststellen, dass Warmduschen auf Mauritius nicht zum Luxus gehört, Licht in der Toilette wohl auch nicht. Dafür gibt es andere, durchaus luxuriöse Annehmlichkeiten. Zu dem Haus gehören nämlich die Dienste einer „maid“, die täglich 3 Stunden zum Aufräumen kommt, und einer Köchin. Die „maid“ akzeptieren wir gerne, die Köchin brauchen wir nicht. Die Kinder, nach 11 Tagen Carry doch etwas übersättigt, haben beschlossen, selbst zu kochen und schlagen als Erstes Spaghetti Carbonara und Saltimbocca vor. Klingt für mich nach Luxus pur.

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Aber nicht mehr heute Abend, es ist neun Uhr, alle sind zu müde. Der Vermieter schlägt ein Restaurant vor, drei Autominuten vom Haus entfernt. Bloß nicht zu Fuß gehen, kein Bürgersteig, viel zu gefährlich im Dunkeln, beim Fahrstil der Mauritianer. Wir beugen uns seiner Expertise und fahren kurz darauf bei La Guinguette vor. Trotz der späten Stunden sind sie glücklich uns zu sehen, auch wenn wir nicht ganz dem erwarteten Gäste-Profil entsprechen. Es ist nämlich „Single’s night“.