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Hotels

Wir sind in einem wunderschönen kleinen Hotel in Samarkand, mit viel Liebe und professionell geführt. Unser Zimmer mit Holzdecke und lasierten Kachel-Arabesken ist groß und luftig. Einziges Problem: man hört Stimmen. Ich meine jetzt nicht ein paar aufgefangene Sätze von Gästen auf dem Flur. In unserem Zimmer lachen und reden mehrere weibliche Stimmen, ab und zu kommt eine männliche hinzu, alle scheinen gut gelaunt und fröhlich. Das ist im Prinzip ja schön und gut, aber einer erholsamen Siesta nach langer Fahrt nicht förderlich. Schließlich entdecken wir einen Lüftungsschacht, der dem Geklappere von Geschirr zufolge in die Küche führen muss.

Wir informieren die Rezeption und fünf Minuten später haben wir ein anderes Zimmer. (Dass auf dieser Seite die Stadt Samarkand mit Presslufthammer und Dampframme die Straße aufreißt, ist nun wirklich nicht die Schuld des Hotels.)

In diesem Hotel fühlen wir uns wohl, denn zum ersten Mal haben wir in einem Hotel das Gefühl ein gern gesehener Gast zu sein, nicht ein mehr oder weniger notwendiges Übel. Monsieur nimmt das alles mit Langmut und Gelassenheit. Er ist von seinen trouble shooter Reisen nach Russland anderes gewöhnt.

Nur, um mal einen kleinen Eindruck zu geben und nicht in der Reihenfolge der Übernachtungen:

In allen Hotels stehen die Doppel-Betten weit auseinander. Wir sind nicht auf der Hochzeitsreise, aber trotzdem.

Hotel A: 40 Grad Außentemperatur, im Zimmer etwas weniger, im Bad läuft die Heizung auf Hochtouren. All unsere Versuche sie auszustellen, schlagen fehl. An der Rezeption zuckt man nur mit den Schultern: russisches System, Heißwasser und Heizung sind gekoppelt. Wenn wir also mit warmem Wasser duschen wollten…

Hotel B: mittelgroßes Badezimmer, darin eine riesige Eckbadewanne. Ich suche das Waschbecken und werde erst stutzig, als ich den Zahnbecherhalter über der Badewanne entdecke.

Hotel C hat diese Variante mit der Duschwanne

Hotel D: das Zimmer ein riesiger Ballsaal (mit entsprechendem Platz zwischen den Betten), das Bad ein Traum in Marmor. Und alles, Kissen, Decken, Handtücher, stinkt nach kaltem Rauch.

Hotel F mit internationalen Allüren: wir kommen an, die Klimaanlage funktioniert nicht. Nach zwei Anfragen wird uns gesagt, dass sie diese nachmittags ausschalten, um Strom zu sparen. Dann die Dusche: das Wasser kommt nur tropfenweise. Auch hier braucht es mehrere Anläufe bis es repariert ist. Nachts werden wir wach, weil laute Stimmen in der Eingangshalle streiten und das ganze Hotel widerhallt. Irgendwann wird es mir zu viel und ich will zur Rezeption. Vor meiner Tür sitzt ein halbnackter Russe (ehrlich? Ich kann nur raten, ob er eine Unterhose an hatte, sein fetter nackter Bauch bedeckte diesen Teil), ein etwas mehr bekleideter diskutiert über irgendwas mit der Rezeption. Alle machen bei meinem Anblick betripste Gesichter und verstummen.

Am nächsten Morgen hieß es: Frühstück im dritten Stock.Der Aufzug war natürlich kaputt.

Und immer, wenn ich mich beschweren will, bekommt Monsieur diesen „Das ist doch noch gar nichts-Blick“.

„Solange keine Kakerlaken durch’s Bad laufen,“ist seine schulterzuckende Reaktion.

Grenzgänger, die zweite

Diesmal dauerte es recht lange, die tadschikische und die usbekische Grenzstationen zu durchqueren, wenn auch aus sehr unterschiedlichen Gründen. Gegen halb eins verließen wir unseren tadschikischen Führer und Fahrer, die wir richtig liebgewonnen hatten, vor dem Schlagbaum, zeigten unsere Pässe einem ersten Grenzsoldaten und gingen zur Station. Dort nahm uns der nächste Grenzsoldat die Pässe ab, ein weiterer zeigte mit der Hand zum Tisch, an dem seine Kollegen saßen und aßen. Wir setzten uns dazu und genossen erfrischende Wassermelonen, Fladenbrot und Kräuterdip, während der diensthabende Soldat seine Kollegen belustigte, indem er eins nach dem anderen die Visa-Einträge in Monsieurs Pass vorlas.

Eine Viertelstunde später bedankten wir uns herzlich, bekamen einen letzten Ausreisestempel „Visa finished!“ und zogen durchs Niemandsland unsere Koffer zur weit entfernten uskebischen Station. Hier wurden unsere Koffer geöffnet und jedes Gepäckstück – jedes! inklusive der zwei Rollen Supersoft Recycling von der Migros – herausgenommen und kontrolliert. Dann mussten wir den Fotoapparat öffnen und die Chipkarte wurde in den Dienstcomputer eingelegt. Die Bilder von Tadschikistan erregten großes Interesse und mussten von Monsieur kommentiert werde.Es schien eine Art „Second-hand-Urlaub“für die Grenzer zu sein. Aber auch meine „alten“ Fotos von Jura-Wanderungen mit Freunden wurden betrachtet bis hin zu den Fotos von der Renovierung unserer Badezimmer. „Luxushotel in Dushambe?“, fragte die Grenzsoldatin. Ich weiß immer noch nicht, ob ich das als ein Kompliment betrachten soll.

Nach anderthalb Stunden kombinierter Bilderschau und Grenzkontrolle zogen wir wieder los über den Asphalt Richtung Schlagbaum. Eine letzte Passkontrolle und dahinter stand Micha aus Taschkent.

„Herzlich willkommen zu Hause!“ begrüßte er uns.

Kleiner Nachtrag: Bei der ganzen Zieherei brach der Ziehgriff von Monsieurs Rollkoffer ab, Veteran vieler Reisen. Micha brachte ihn in den Basar. Der erste Sattler hatte keine Nieten, um den Griff wieder zu befestigen. Der zweite hatte zwar auch keine Nieten, aber die Idee, den Griff festzuschrauben. Nur hatte er die Schrauben nicht. Also ging er zwei Stände weiter und kaufte einen alten Stecker. Der wurde ausgeweidet und die Schrauben halten nun den Griff von Monsieurs Koffer.

Dushanbe in Dushanbe

Shanbe heißt Samstag auf Tadschikisch und Dushanbe Samstag plus zwei. Eine genial-einfache Art, die Wochentage zu benennen. Das Dorf, aus dem in den 1920er die Hauptstadt der Autonomen Sowjetrepublik Tadschikistan werden sollte, hatte seinen Markttag montags. Und irgendwie fand irgendwer, dass das ein guter Name für die neugegründete Stadt wäre.

Dushanbe ist also eine sehr junge Stadt und vor allen Dingen eine sehr farbenfrohe Stadt. Die Universität ist hellblau, ein Ministerium leuchtendrot. Und die Wachhäuschen vor dem Präsidentenpalast knietsche-rosa. Vor dem Palast liegt der Rubaki-Park mit einer langen Reihe von Springbrunnenbecken. Das ganze mündet in einen 30 Meter hohen künstlichen Wasserfall. Abends sind die Springbrunnen beleuchtet, gelb, grün, blau, rosa. Das mag auf den ersten Blick etwas kitschig wirken, ist aber gleichzeitig von verspielter Heiterkeit.

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Das Nationalmuseum der Antike ist ein prächtiger Bau. Hier konnten wir endlich die Bekanntschaft der Prinzessin von Sarazm machen und andere Objekte, die wir an den Fundstellen nur als Kopien oder Fotos gesehen hatten, im Original bewundern. Das ganze Museum ist mit dickem Teppichboden ausgelegt, weshalb man an der Tür gebeten wird, die Schuhe auszuziehen. Barfuß durch‘s Museum, mal was Neues!

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Eine kurze Fahrt brachte uns nach Hissor. Das mächtige Festungstor stammt aus dem 16. Jahrhundert. Kurz nach dem Tor sieht man die Überreste einer viel älteren Toranlage. Vorgelagert ist eine große Karawanserei, von der man leider nur noch die Grundmauern sieht. Die Rote Armee hatte in den 1920ern die Ziegelmauern abgerissen und die Steine zum Bau einer Sauna „recycelt“.

Der Tunnel des Grauens

Wenn Deutsche sich gruseln wollen, gehen sie in die Geisterbahn oder ins Gruselkabinett (mir genügt eigentlich ein Blick in mein Bügelzimmer). Wenn Tadschiken sich gruseln wollen, fahren sie durch den Ansob-Tunnel nach Dushanbe. Sagt Bahrom.

Der Tunnel war ein Geschenk Irans und kostet die Tadschiken seither Unsummen an Reparaturkosten. Die Iraner haben den Tunnel nicht gebohrt, sondern durch den Berg gesprengt. Dabei wurde das Gestein so instabil, dass sich schon kurz nach der Fertigstellung Risse in Decke und Fahrbahn bildeten. Wasser drang von oben ein, Spalten und Löcher bildeten sich im Boden. Heute ist der Tunnel nur einspurig befahrbar. Der Boden ist eine einzige Aneinanderreihung übelster Schlaglöcher, die noch dazu teilweise mit Wasser gefüllt sind, so dass man ihre Tiefe nicht abschätzen kann. Vor die schlimmsten hat man Betonblöcke gestellt, im rechten Winkel zur Fahrbahn und nicht beleuchtet. Um diesen Hindernissen ausweichen zu können, wird der Verkehr stoßweise einspurig durchgeleitet. Das führt zu chaotischen Szenen am Tunneleingang. Auf der rechten Fahrspur stehen Autos in Zweier- oder Dreier-Reihen, daneben schiebt sich ein Schwerlaster vorbei, um weiter nach vorne zu kommen. Polizisten versuchen ziemlich erfolglos Ordnung ins Chaos zu bringen. Und dann wird die Spur geöffnet und jeder schiebt und drängelt, um möglichst mit diesem Schub mitzukommen. Auf der anderen Seite sind wir an einem kilometerlangen Stau vorbeigefahren. Unser nächster Stau kam vor einem weiteren, mautpflichtigen Tunnel. Diesmal nicht wegen des Tunnels, nein, eine sehr große Schafsherde musste von rechts über vier Fahrspuren nach links. Wahrscheinlich dachte sich der Hirt, wenn die Autos hier eh schon anhalten müssen, ist dass der ideale Platz zum kreuzen.

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Nummer Vier bis Sieben

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Die größte Herausforderung unserer Reise kam mit dem Frühstück. Mit strahlendem Lächeln servierte Zohira Reisbrei. Lauwarm, ungesüßt. Nicht gerade mein Lieblingsessen. Aber was tut man nicht alles für die interkulturelle Verständigung! Und mit viel Honig und Schattenmorellen-Kompott ging das dann, einigermaßen.

Nach dem Früehstück ging es los, entlang der Seen Fünf und Sechs zum Siebten See auf 2500 m Höhe.

Am Ende des Sechsten Sees gab es eine lange Pause mit taschikischem Picknick. Dafür hatte der Fahrer Liegepolster und Tischdecke vorausgebracht, von Zohira Geschirr ausgeliehen und bot uns nun Wassermelonen, Tomaten, Gurken und Brot, dazu eine Dose Sprotten aus dem Baltikum.

Nach dem Picknick verspürte ich ein Bedürfnis. Bahrom führte uns in das Haus des Mannes, der bei den großen Trekking-Expeditionen die Trage-Esel stellt. Bevor wir das „Geschäftliche“erledigen konnten, gab es erst eine Einladung zu Tee, Brot und Kefir.

Schließlich ging es weiter, die letzten Kilometer und Höhenmeter zum Siebten See. Bahrom warnte uns, dieser See sei Bären-Revier, fünf bis sechs Braunbären würden dort leben. Um uns gleich darauf zu beruhigen, die Bären würden im Sommer vegetarisch leben, erst ab September würden sie Fleisch für den Winterspeck fressen.

Es war der 31. August.

Die Seen sind wunderschön, da überlasse ich gerne den Bildern das Wort.

Homestay in Padrup

Mit dem nächsten Beitrag habe ich mich etwas schwer getan. Diese beiden Tage waren etwas ganz Besonderes. Zohira und  ihr Mann haben uns mit großer Herzlichkeit vorbehaltlos in ihre Familie aufgenommen und an ihrem Leben in diesen kargen und harten Bergen teilnehmen lassen. Am Ende kam ich mir ziemlich klein vor. Und ich habe mich gefragt, ob ich sie mit der gleichen bedingungslosen Gastfreundschaft bei mir zuhause empfangen würde. Die Antwort war ein eher zögerliches „Ja“. Natürlich würde ich Zohira und ihre Familie mit offenen Armen empfangen und ihnen mein Haus anbieten. Aber dann würde mich ziemlich schämen für all die mehr oder weniger wichtigen, mehr oder weniger nützlichen Dinge, die bei mir herumstehen, weil ich glaube, dass sie mehr oder weniger notwendig sind für das Leben, das ich führe.

Natürlich vergleicht man, das eigene Leben, das der anderen. Nichts, was ich hier schreibe, soll als Kritik gelesen werden.

So möchte ich diesen Beitrag verstanden wissen im Sinne des „Nicht besser, nicht schlechter, einfach anders“ als ein Zeugnis meiner nie versiegenden Bewunderung dafür, wie unterschiedlich wir Menschen uns auf diesem Planeten unsere Lebenswelten gestalten.

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Bahrom hatte uns vorbereitet, wahrscheinlich wollte er uns Mut machen. Dieser Homestay sei von der Deutschen Welthungerhilfe betreut, die die Gastgeber „auf Touristen trainiert“ habe, wie er es ausdrückte. Die Gastgeber wüssten also, dass Touristen beim Essen Gabel und Löffel vorziehen, dass sie gelegentlich eine Dusche bräuchten und ein Klo. Die Welthungerhilfe hat der Familie eine Starthilfe zur Verfügung gestellt, damit diese mit drei Zimmern das Familieneinkommen ausbessern kann. Die drei Zimmer sind sehr klein, mit niedriger Decke und wie Mönchszellen eingerichtet, zwei Betten, dazwischen ein Teppich, das war’s. Aber tritt man vor die Tür, tost keine fünf Meter weiter ein Gebirgsbach über Felsen und Dreitausender schauen dir über die Schulter. Atemberaubend schön! Die Dusche ist in einem Raum unter dem Nebengebäude: in der einen Ecke ein Wasseranschluss mit Handbrause, in der anderen ein Holzofen für den Winter, an der Wand der Boiler. Nach zwei Tagen ohne Dusche sah das toll aus. Die Toilette, das ist ein bisschen komplizierter. Aus der Zimmertür, dann links am Haus vorbei, über zwei kleine Bäche, fünf steile Stufen hoch zwischen Haupt- und Nebengebäude, dann wieder links, etwa 50m hinter dem Haupthaus liegt im Hang ein kleiner Betonbau. In der Bodenplatte ist ein Spalt, etwa 10×40 Zentimeter. Zielgenauigkeit und Treffsicherheit sind gefragt.

Über den Zimmern liegt der Diwan, Sonnenterrasse und Sommerwohnzimmer mit Kissen und Teppichen in einem. Dorthin wurden wir gleich gebeten und lernten bei Tee, Brot und Gebäck die Familie kennen. Ich zeigte Fotos unserer Familie, die Fotoalben der Familie wurden herausgeholt und Bahrom übersetzte eifrig hin und her. Schließlich stand Zohira auf, lud uns zu einem Spaziergang durchs Dorf ein und beschied: Abendessen um halb acht, Warmwasser ab halb sieben.

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Wir machten uns also auf zu einem kleinen Spaziergang durchs Dorf bis zum fünften See. Sofort schloss sich uns Muhammadjon, der 11jährige Sohn des Hauses, als Fremdenführer an. Es war nicht ganz klar, ob er seine Aufgabe darin sah, uns alle Attraktionen des Ortes zu zeigen oder nur sicherstellen wollte, dass die dummen Touristen auch wieder zum Haus zurückfänden. Wir waren noch keine zehn Schritte weitgekommen, da mussten wir erst den besten Freund fotografieren. Dann den Freund des Freundes. Dann den Großvater des Freund des Freundes. Und dann den Esel des Großvater des Freund des Freundes. Das war der Moment, in dem Monsieur Muhammadjon die Kamera übergab und fotografieren ließ. Während die Jungens Monsieur die Moschee zeigten und mir sehr bestimmt zu verstehen gaben, dass ich da nicht mitdürfte, ging ich ein paar Schritte die Straße hoch. Zwei alte Bäuerinnen kamen mir entgegen, zusammen hatten sie vielleicht fünf Zähne im Mund. Sie begrüßten mich mit viel Elan und redeten lachend auf mich ein. Dann endete der Satz in erwartungsvoller Stille. Offensichtlich war eine Frage gestellt worden. Ich zeigte mit der Hand auf Berge und Wasserfall und dann mit beiden Daumen nach oben. Man klopfte mir lachend auf den Rücken und verabschiedete sich wortreich.

Scheint die richtige Antwort gewesen zu sein.

Ein paar Schritte weiter kam ein weißer Esel seines Weges. Er blieb stehen und streckte den Kopf aus. Ich blieb stehe und streckte die Hand aus und kraulte ihm den Nasenrücken. Die Esel hier haben nicht die runden samtigen Nüstern wie in Europa. Ihre Nüstern sind lange vertikale Schlitze, die fast wie Kiemen wirken. Während ich den Esel streichelte, kam sein Besitzer um die Ecke, erfreut von meinem Interesse und bot mir an, auf dem Esel mit ihm ins Tal zu reiten. Als ich bergauf zeigte, hätte ich auch dafür ein Reittier haben können, aber Monsieur kam mit den Jungen aus der Moschee.

Dann wurde uns noch die Krankenstation, das „Hospital“ gezeigt, der Vater unserer Gastgeberin ist hier „Doktor“, sie selber Krankenschwester. Als der Enkel uns vorgestellt hatte, zog der alte Herr extra seinen weißen Arztkittel an und dann ging das Fotografieren los: vor dem Schreibtisch, hinter dem Schreibtisch, mit einem Patienten, mit seinem Enkel.

Am Abend gab es den schon erwähnten Plov, diesmal in der tadschikischen Variante. Nach dem Essen übergaben wir unsere Mitbringsel, Kleinigkeiten, die wir aus Deutschland mitgebracht hatten. Irgendwann lagen Zohira und ich uns in den Armen, sie nannte mich Schwester, nahm uns in ihre Familie auf. Und ich verfluchte mal wieder die Tatsache, dass ich so schrecklich nah am Wasser gebaut bin. Schließlich lief sie aus dem Raum und kam mit einem Patchwork-Läufer zurück, eine Arbeit ihrer Mutter, die sie mir schenken wollte. Hat jemand mal ein Taschentuch?

Irgendwann später kletterten wir im Dunkeln über Stufen und Bächlein zurück in unser Zimmer und legten eine Taschenlampe parat. Für alle Fälle. Ganz ehrlich? Ich habe eine Heidenangst davor, heute Nacht im Dunklen mal für kleine Mädchen zu müssen.

Im Fann Gebirge

Der Tag fing zwar wasserlos aber mit einem rusischen Frühstück an, mit Blinis und Kompott. Auf dem Programm stand die 5000 Jahre alte Stadt Sarasm. Ein Bauer, der in den 70er Jahren seinen Bruder in Duschanbe besuchte, sah eine Bronzeaxt im Museum und wunderte sich: bei ihm auf dem Feld würden die zu Dutzenden herumliegen. Die darauffolgenden Ausgrabungen brachten ein großes Handelszentrum zutage. In einem Grab wurde das Skelett einer jungen Frau, über und über mit Goldplättchen und bunten Steinperlen bedeckt, gefunden, die dann sofort „Prinzessin von Sarazm“ getauft wurde. Vorort sieht man ein paar meterhohe Lehmziegelmauern, von Wellblechkonstruktionen überdacht. Die Fundstücke sind in St. Petersburg und Dushanbe.

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Da wir uns schon so über ein paar Lehmmauern gefreut haben, ging es weiter nach Alt-Pentjikent. Auf der Straße kreuzten wir einen tadschikischen Cowboy, ein alter Mann, der auf seinem Esel im schnellen Trippelschritt seine Ziegenherde vor sich her trieb. Ein Bild von fast biblischer Ausstrahlung. Nur die Baseball-Kappe des Alten störte das archaische Bild.

Alt-Pentjikent oder Kaina war vom 5. bis 8. Jahrhundert ein wichtiger Umschlagplatz der Seidenstraße. Chinesische Karawanen wurden hier umgeladen. Bis im 8. Jahrhundert die Araber die Stadt lange belagerten, schlussendlich einnahmen und abbrannten. Kaina versank in Schutt und Asche, der Wind der Zeit wehte die Stadt zu und die Menschen vergaßen ihre Existenz. Bis in den 1940er Jahren Archäologen in einer 60km entfernten Burg eine Truhe mit Pergamenten fanden. Es stellte sich heraus, dass der Herscher kurz vor dem Fall der Stadt geflohen war und das gesamte Stadtarchiv mitgenommen hatte. Anhand der Angaben in den Dokumenten konnte die Stadt lokalisiert und ausgegraben werden. Man fand Häuser mit wunderbaren Fresken und halbverkohlten Holzschnitzereien. Die schönsten Fresken sind mal wieder in Petersburg, aber das kleine Museum, errichtet mit deutscher Finanzhilfe, zeigt Kopien und Fundstücke aus dem Alltag der Bewohner. Als der über 70 jährige Direktor des Museums erfuhr, dass er vier Besucher gleichzeitig hatte, kam er persönlich zum Händeschütteln herüber.

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Leider ist die Stadt mit einer Ausdehnung von einem Quadratkilometer zu groß, um wirkungsvoll geschützt zu werden. So stehen die ausgegrabenen Lehmmauern ungeschützt der Witterung ausgesetzt. Und an den Rändern der alten Stadt drängt sich die neue Stadt mit Neubauten hinein.

Nach so viel Kultur sollte es endlich Natur geben. Eine Homestay im Fann Gebirge, dem Rubin in der Krone Tadschikstans. (Ist nicht von mir, sonder einem berühmten Menschen hier, hab‘ aber vergessen, von wem). Wir wollten die „Sieben Schönheiten von Shing“ erwandern, sieben Gebirgsseen, die zwischen 1200 und 2500m hochlagen, umgeben von Dreitausendern.

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Als wir auf der Schotterstraße in das Tal einfuhren, lümmelte mein Schutzengel wahrscheinlich mit seinen Kollegen auf einer Wolke herum und betrachtete das Ganze mit einem nachsichtigen Lächeln. Vorbei an der Goldmine, aus der die Chinesen mit fragwürdigen Methoden jährlich 5,5 Tonnen Gold holen, war der Weg noch ok. Je höher wir kamen, desto enger und schmaler wurde er, bis er nur noch eine Jeep-Piste war. Das hinderte die lokale Bevölkerung der Dörfer aber nicht daran, ihn fleißig zu benutzen, mit ihren Opel Astras und uralten Mercedes Combis. Und das war mein Problem: der Weg war kaum breiter als unser Auto, auf der einen Seite stieg der Berg steil an, auf der anderen Seite hatte man je nach Strecke die Wahl zwischen steil abfallendem Geröll, riesigen Felsbrocken oder einem freien Fall in den wunderbar smaragdgrün leuchtenden jeweiligen See. Ich nehme mal an, dass mein Schutzengel inzwischen nervös an seinen Fingernägel kaute. Und dann kamen sie uns entgegen. Der erste an einer Stelle, wo man knapp aneinander vorbeifahren konnte. Der zweite wartete an einer Einmündung, der dritte war ein Mercedes Combi, in dem 12 Personen saßen. Ich konnte sie in Ruhe zählen, während er sich an uns vorbeischob. In einer Kurve standen wir dann Nase an Nase mit einem Jeep. Der Jeep setzte langsam zurück, bis unser Fahrer auf die Hupe hieb. Der Jeepfahrer hatte nicht bemerkt, dass sein Hinterrad bereits in der Luft war. (Sein Schutzengel reicht sicher auch heute Abend einen Überstunden-Zettel ein.) Der nächste war ein breiter europäischer Geländewagen, besetzt mit vier jungen Männern. Fast jede Familie in Tadschikistan hat mindestens ein Mitglied, das in Russland arbeitet und mit heimgeschicktem Geld die Familie unterstützt. Vielleicht waren es vier solche Unterstützer, der Wagen war nagelneu. Unser Fahrer stellte unseren Wagen so nah an die Kante, das meinem Schutzengel bestimmt die Schweißperlen auf der himmlischen Stirn standen. Ich konnte jedenfalls aus dem Fenster direkt in den See unter mir schauen. Der Jeepfahrer fuhr an, man hörte ein hässliches Knirschen, unser Wagen rutschte ein Stückchen und beide Fahrer begannen heftig auf einander einzuschreien. Dann setzte der Jeep nochmal zurück, fuhr mit einem Rad hoch ins Geröll, bis er sich gefährlich neigte und arbeitete sich ganz langsam an uns vorbei.

Ich glaube nicht, dass mein Schutzengel noch Fingernägel hat, alle abgekaut.

Eine Viertelstunde und etliche Serpentinen später erreichten wir Padrup. Saifeddin hielt vor einem großen grünen Metalltor, wir waren angekommen in unserem Hotel für die nächsten zwei Tage.

Khujand

Durch kleine Dörfer ging es über eine Hochebene nach Khujand. Waren auf der usb. Seite die Dörfer etwas abweisend mit ihren hohen fensterlosen Mauern, nur durchbrochen durch schöne große Holztore, so wirkten die tad. Häuser verspielter mit ihren mehrflügligen Fenster und reich verzierten geschnitzten Fensterrahmen. Um jedes Haus steht ein kleiner Pappelwald. Wird einer Familie ein Sohn geboren, pflanzen die Eltern 40 Pappeln. Wenn der Sohn erwachsen ist und heiraten will, sind die Eltern verpflichtet, ihm ein Haus zu bauen. Dann werden die Pappeln gefällt und für das Dach des Hauses benutzt.

Kurz vor Khujand kamen wir an einem Stausee vorbei, dessen gegenüberliegendes Ufer eine Kette weißer Berge bildete. Ich fragte Bahrom, wie diese Berge hießen. Er lächelte nachsichtig: “Das nennen wir Hügel.” Um dann zu erklären, dass 80% der Fläche Tad. 3000 Meter oder höher liege.

Khujand hat einen sehr schön großen zentralen Platz, auf der einen Seite Moschee, Minarett, Medrese auf der anderen Seite einen quirligen Basar.

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Etwas weiter liegt eine uralte Festung, die aber während des Bürgerkriegs Schauplatz von Kämpfen war und auch jetzt noch vom Militär besetzt ist.

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Davor hat man einen Teil dieser Festung als Museum nachgebaut. Das Museum ist ziemlich neu, wurde vom Staatspräsidenten höchstpersönlich eingeweiht und ist der ganze Stolz der Region. Während uns eine Führerin unter Anhäufung von Superlativen von der Steinzeit zu Alexander dem Großen, den Samiden, den Mongolen zur Russischen Revolution und der Unabhängigkeit scheuchte, erweckte eine kleine unscheinbare Tür meine Aufmerksamkeit. Ich bin ja nicht neugierig, aber eine halboffene Tür ist ja fast eine Einladung. Hinter der Tür standen verstaubte Regale. Auf ihnen lagen nicht das Kettenhemd Dschings Khan oder das Schwert Alexanders, sondern Reihen um Reihen von Lenin Köpfen, in allen Größen und Ausführugen.

Letzter Höhepunkt war der Arbob-Palast, sozusagen das „Klein-Petersburg“Khujands. Ein Bauernjunge aus Khujand hatte kurz nach der Revolution St. Petersburg besucht und die Eremitage besichtigt. Das festigte in ihm den Wnsch, so etwas in seinem Heimatland zu bauen. Der Bauernjunge machte Karriere und wurde Kolchosenleiter. Er arbeitete so erfolgreich, dass die Russen ihm den Wunsch nicht abschlagen konnten. So baute er auf einem Hügel ausserhalb von Khujand eine verkleinerte Version der Eremitage, mit Brunnenanlage und Gärten. Die Anlage ist ein beliebtes Ziel von Brautpaaren, wir sahen an einem normalen Wochentage acht Bräute in exquisiten Roben mit Bräutigam und Familie.

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Auf dem Rückweg zum Parkplatz begegneten wir dann einer speziellen Gesellschaft. Die Braut trug neben weitausladendem Kleid in Weiss ein Kopftuch, der Bräutigam einen zu engen Anzug. Um sie herum fuhren ein halbes Dutzend Limousinen, alle deutsch, alle hochmotorig, alle schwarz. Sie zogen in einem wilden Tempo Kreise um das Paar, dass sehr langsam auf das Schloss zuschritt. Ab und zu brach ein Wagen aus, beschleunigte mit quietschenden Reifen ein Stück geradeaus, kam mit einer Vollbremsung um die Ecke geschleudert, um sich wieder in den Konvoi einzugliedern. Diese Reiterspiele auf Araberhengsten wären sicher eine Augenweide gewesen, so fand ich sie etwas albern. Das Gesicht der Braut drückte das Gleiche aus.

Pendjikent

Gut, ich habe meine Reise von Frankreich aus bei einem deutschen Reisebüro gebucht, dass uns von einem Schweizer Flughafen mit einer türkischen Airline nach Taschkent brachte, wo uns ein Usbeke in einem amerikanischen Auto abholte, um uns 4 Tage später an einen Tadschiken mit japanischem Kleinbus abzugeben.

Ewigentlich hätte ich also keinen Grund, mich darüber aufzuregen, das chinesische Baufirmen meinen Urlaubstag bestimmen.

China gewährt Tad. große Wirtschaftskredite, damit die Tadschiken ihre Straßen ausbauen oder unterhalten können. Die Bauaufträge bekommen chinesische Firmen und die großen Projekte betreffen vor allem die Transitstrecken von der chin. Westgrenze durch Tad. hindurch in die zentralasiatischen Republiken. Honni soit qui mal y pense. Auf unserem Plan stand die Fahrt nach Pendjikent und dabei die Überquerung eines 3300 m hohen Passes. Da schien unser Reisebüro nicht auf dem Laufenden gewesen zu sein, denn die Chinesen bauten vor fünf Jahren in 2700m Höhe einen Tunnel durch den Berg und sperrten die Passstraße. Die vielen Wracks, die in den Hängen unterhalb der Straße lagen, zeigten, dass de Straße trotzdem noch gefährlich war.

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Wir kamen unten im Tal an, Fahrer und Führer waren etwas nervös. Es war wichtig, dass wir das richtige Zeitfenster erwischten, wurde uns an der Abzweigung nach Pendjikent erklärt. Die Chinesen würden die 100km nach Pendjikent ausbauen und instandsetzen. Aber nicht so, wie wir das erwartet hätten, Kilometer- Abschnitt für Kilometer- Abschnitt. Nein, sie hatten auf der gesamten Strecke den Belag entfernt und 100km Schlaglöcher zurückgelassen. An manchen Stellen war die Strecke schon zweispurig bis auf den Belag. An manchen Stellen hatten sie zur Verbreiterung die erste Häuserzeile eines Dorfes abgerissen oder tief in die Lehmberge eingeschnitten. An anderen waren Stützmauern hochgezogen worden, anderswo lagen Steinhaufen bis fast in die Fahrbahn. Und an einigen wenigen Stellen war schon asphaltiert. Und das war das Problem. Wenn die Chinesen teerten, sperrten sie die gesamte Strecke ab.

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Von acht Uhr morgens bis mittags und von ein Uhr bis sechs. In der Mittagspause von zwoelf bis eins durften die Autos fahren. Keiner versteht die Logik dahinter, aber jeder bemüht sich möglichst gegen zwölf an dieser Abzweigung zu sein. Wir konnten also an einer Polizeisperre vorbeifahren und 100 km „Rückenmassage“ begannen. Trotz der schlechten Straßenverhältnisse kamen wir ganz gut voran, wenn mir auch die drei schwankenden einspurigen Hängebrücken nicht ganz geheuer waren.

30 km vor Pendjikent erwischten die Chinesen uns dann doch noch. In einem Dorf, auf einer schmalen Brücke stand ein chinesischer Beton-Laster. Davor war die Straße zweispurig, danach auch, aber nein, er stand an der engsten Stelle. Ein großes Schild verkündete in mehreren Sprachen, dass hier mithilfe von EU-Geldern die Wasserversorgung des Dorfes saniert würde. Lobenswert! Doch warum ausgerechet jetzt? Der LKW-Fahrer lud eine Betonrutsche ab, die Arbeiter stellten sich im eingeschalten Becken in Position und alle warteten.

Wir sahen, wie der Beton einfloss, wir sahen, wie er verteilt wurde, wir sahen, wie er festgestampft wurden. Wir schauten praktisch zu, wie der Beton trocknete. Faszinierend.

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Nach einer Stunde räumte der LKW-Fahrer die Rutsche wieder ein und gab die Brücke frei. Um euch einen Eindruck zu geben vom Verkehrsaufkommen dieser zukünftigen Verkehrsader: in dieser Stunden hatten sich hinter uns angesammelt: 2 PKWs, 1 Kleinbus, 3 chinesische LKWs, 1 Planierraupe und 1 Schaufelbagger.

Pendjikent war auch fest in der Hand chinesischer Bauarbeiter, die an der einen Stelle Straßen aufrissen, an der anderen schon wieder zuplanierten. Nachdem unser Fahrer mehrere Haken durchs kleinste Gässchen geschlagen hatte, kamen wir in unserem Gasthaus an. Die Wirtin, eine resolute Russin, begrüßte uns mit der Mitteilung: Abendessen um sieben, Wasser um acht. Die Chinesen hatten bei den Arbeiten die Hauptwasserleitung des Viertels zerstört. Der Nachbar auf der anderen Seite der Gasse hatte Wasser, sie nicht.

Wie sich herausstellen sollte, war nicht heute Abend um acht, auch nicht morgen Früh um acht, sondern morgen Abend gemeint.

Jedes Zimmer bekam zwei Eimer Wasser hingestellt und das wars dann.

Grenzgänger

(Keine Fotos, da das Fotografieren strengstens, aber allerstrengstens verboten war)

Der Plan sah vor, uns zur Grenzstation Oybek zu bringen. Das hätte bedeutet, fast ganz bis Taschkent zurückzufahren, sechs Stunden. Am Abend zuvor war eine österreichische Busgruppe im Hotel eingefallen und deren Führerin erklärte unserem Führer, dass seit kurzem eine andere Station ganz in der Nähe, kaum eine Stunde Fahrt, offen sei. Nach einigen Telefonaten wurde organisiert, dass wir um 9:00 an dieser Grenze nach Tadschikistan einreisen sollten und unser neuer Führer uns auf der anderen Seite erwarten würde.

Uns war das sehr recht, denn das hieß nur eine Stunde innige Nähe mit unserem Gepäck. Usbekistan produziert in Lizenz Autos: Daewoo und Chevrolet. Als fast logische Konsequenz hat es so hohe Einfuhrzölle auf ausländische Autos, dass ein deutscher Wagen ein Vielfaches kosten würde. Also fahren alle Daewoo oder eben Chevrolet. Auch unser Fahrer. Wir hatten einen Lacetti, eine mittelgroße Limousine mit ausreichend Platz. Jedenfalls in Taschkent. Die usbekischen Provinzen bekommen jährlich eine bestimmte Treibstoffquote zugeteilt. Und Ferghana ist berühmt berüchtigt dafür, dass das September-Kontigent schon im Juli verbraucht ist. Wer also im Sommer ins Ferghana-Tal will, muss damit rechnen, ohne Benzin dazustehen. Deshalb bauen fast alle Fahrer Methangas-Tanks in ihre Autos. Ist das Benzin alle, schaltet der Fahrer auf Gas um. Ich hätte mich für diese ökologische Lösung auch sicher begeistern können, wenn eben nicht der Tank zwei Drittel des Kofferraums eingenommen hätte. Ein Koffer passte noch hinein. Zwei? Nie im Leben. So nahmen wir den Koffer zwischen uns und fuhren los zur Grenze. Unser erstes heimliches Ziel – vor dem österreichischen Bus an der Grenze zu sei – hatten wir bald erreicht. Dann wurde es kompliziert. Bevor wir überhaupt die Grenzstation betreten durften, klärte uns ein Grenzsoldat auf, was wir dürften (Wasser trinken) und was nicht (fotografieren, unbegleitet auf die Toilette). Dann ging es in ein erstes Häuschen, wo unsere Pässe und Visa überprüft wurden. Wahrscheinlich, um festzustellen ob oder dass wir uns überhaupt in Usb. aufhielten. Danach ging es zum Zollhäuschen. Um uns herum abschreckende Plakate dazu, was einem passieren kann, wenn man die Landeswährung aus dem Land schmuggelt. Wir mussten eine Ausreisedeklaration ausfüllen, die mit der Einreisedeklaration vom Taschkenter Flughafen verglichen wurde. Dann tippte eine Grenzsoldatin jeden anmeldepflichtigen Gegenstand (Bücher, Kamera, Handy, Medikamente usw) in den Computer. Ich bin ja mit meinem Einfingersuchsystem schon langsam, aber gegen diese Dame bin ich Speedy Gonzales. Schließlich war alles ausgefüllt und abgestempelt und wir dachten, wir wären fertig. Nein, man durchsuchte noch gründlich unsere Koffer. Wahrscheinlich um zu überprufen, ob wir bei der Liste geschummelt hatten oder nicht. Nach vierzig Minuten zogen wir mit den Koffern los, Richtung tad. Grenzstation, da kam aus einen weiteren Häuschen ein Heyho! und wir mussten zum letzten Mal unsere Pässe zeigen und die Ausreise abstempeln lassen.

Auf der tad. Seite war dann nur ein Formular auszufüllen und in zehn Minuten waren wir fertig.

Draussen bzw drinnen in Tad. mussten wir dann erst einmal auf unseren Führer und Auto warten. Sie hatten frühestens um elf Uhr mit uns gerechnet, da noch nie jemand so schnell durchgekommen sei. Die Wartezeit verkürzten wir uns mit gebärdenreichen Gesprächen mit den Fahrern, die auf die Österreicher warteten

Wieviel Glück wir hatten, erzählten uns die Österreicher, die wir in Khujand im Museum trafen. Sie waren kurz nach uns angekommen. Dann hätte es einen Stromausfall gegeben und wahrend drei Stunden wäre nichts mehr gegangen.