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Die allgemeine Sicherheitslage im Alten Land

hh1Hamburg ist ja die schönste Stadt der Welt, hat man mir erzählt.

Schön ist sie schon, die Stadt, aber mir fielen gestern noch ein paar andere Superlative ein: die kälteste, die windigste…

Wir hatten Mitte Mai und Temperaturen um 25°, als wir Genf verließen. Bei unserer abendlichen Ankunft in der Hansestadt war es zwar immer noch Mitte Mai, aber die lauen Frühlingslüfte waren stürmischem Wetter und Temperaturen im einstelligen Bereich gewichen. Trotzdem ging es noch in der Dämmerung zu den Landungsbrücken, den Wald der Lastkräne bewundern und sich ein bisschen Fernweh in die Seele schauen.

hh2Ein Matjesbrötchen gehörte natürlich auch zu unserer „Hamburg-Kompakt-Version“, die uns dann noch am Michel vorbei zurück zu unserem Hotel führte.

Dort standen wir im fünften Stock, vor uns Fleet, dann eine kleine Brücke, dahinter noch mehr Fleet und dahinter noch eine große Brücke. Und am Fenster eine kleine Notiz, dass im Sommer bei offenem Fenster sich gelegentlich Insekten ins Zimmer verirren würden. So weit, so gut. Dann kam die Passage, die mir etwas Unbehagen verschaffte, dass nämlich als natürliche Folge den Insekten die Spinnen folgen würden. Dass aber das Hotel auf Anruf sofort Personal hochschicken würde, um diese sanft wieder nach draußen zu befördern. Ich bitte Euch, was für ein Konzept ist das denn? Das kann mir doch keiner erzählen, dass so ein „Personal“ in einem großen Hotelzimmer mit hohen Decken jede einzelne Spinne sehen und einfangen kann. Nein, nein, da gehe ich gar kein Risiko ein. Das Fenster bleibt zu!

Unser Sehr-Kurzurlaub in Hamburg war nach dem Hotelfrühstück auch schon fast wieder vorbei. Ein paar Schritte zur Autovermietung und zu unserem Gefährt für die nächsten Tage. Es gab ein kleines Upgrade und so stellte ich dann bald fest, dass mich eine Kamera beim Rückwärtseinparken eher irritiert als unterstützt. Zumal der begleitende Satz am Bildrand mich noch zusätzlich verunsicherte: „Überprüfen der Sicherheitslage.“

hh6Dann ging es ab ins Alte Land. Vor meinem geistigen Auge das natürlich hoffnungslos romantisierende Bild von weiten Streuobstwiesen, auf denen knorrige alte Apfelbäume in weißen Blütenwolken stehen. Das erste, was wir sahen, war das Airbus-Gelände, so viel zu Romantik. Wir hielten am Deich, um zu fotografieren: „Überprüfen der Sicherheitslage.“ Klar, es könnte sich ja ein Industriespion hinter meinem Auto verstecken.

hh4Aber nach Finkenwerder kamen sie dann, die Dörfer mit den Fachwerkhöfen, die wie aufgeplusterte Glucken unter ihren Reetdächern saßen. Wir hielten an. „Überprüfen der Sicherheitslage.“ Hmmm, vielleicht sitzt da eine Terroristenzelle hinterm Fachwerk. In Jork sind wir durch die engen Gassen gebummelt und haben uns in der alte Kirche über den Unternehmergeist der Pfarrersfrau gewundert. Diese war nämlich so krank, dass sie nicht in der Kirche sitzen konnte. Also ließ sie sich einen kleinen Nebenraum der Kirche mit einem Fensterchen versehen, sodass sie liegend doch am Gottesdienst teilnehmen konnte. Diesen Nebenraum vermietete sie dann an andere kranke Damen, um die Umbaukosten wieder hereinzubringen. Was auch immer ihre Krankheit gewesen sein mag, ihren Geschäftsinn scheint sie nicht angegriffen zu haben.

In Steinkirchen haben wir in sehr netter Gesellschaft im wunderschönen Café Windmüller eine Pause gemacht. Auf dem Parkplatz: „Überprüfen der Sicherheitslage“, das fand ich dann langsam schon etwas beleidigend, denn irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass der Wagen mich, die Fahrerin, als das größte Sicherheitsrisiko betrachtete.

hh5In Worpswede haben wir versucht, ein bisschen vom Zauber der Landschaft nachzuempfinden, die der Malerkolonie als Inspiration diente. Aber am meisten begeisterte mich das Kaffeehaus, wegen seiner organischen Formen von den Zeitgenossen „Café verrückt“ genannt, durch seinen fröhlichen Eigensinn.

Inzwischen sind wir in Oldenburg angelangt     ohne weitere Überprüfungen oder Gefährdungen der Sicherheitslage.

Damit dürfte sich die allgemeine Sicherheitslage im Alten Land wieder entspannt haben.

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Sträßchen in Jork, das einen geradewegs in philosophische Gedankengänge führt…